Die Ursprünge von St. Gallen reichen bis ins 7. Jahrhundert zurück, als der irische Mönch Gallus beschloss, in dieser abgelegenen Region eine Einsiedelei zu gründen. Aus dieser bescheidenen Anfangszeit entwickelte sich eine blühende Gemeinschaft, die als „St. Gallen“ bekannt wurde. Das Kloster St. Gallen, das von Gallus und seinem Nachfolger Otmar im Jahr 719 gegründet wurde, wurde im Laufe der Jahrhunderte ein bedeutendes religiöses und kulturelles Zentrum. Als Gallus 612 seine Einsiedelei gründete, verschaffte er dem Bären den Platz auf dem Wappen von St. Gallen. Der Sage nach traf Gallus einen Bären im Wald und befahl ihm durch eine göttliche Eingebung, Holz zu bringen. Der Bär gehorchte und wurde mit einem Stück Brot belohnt.
Das Kloster St. Gallen spielte eine entscheidende Rolle bei der Bewahrung und Verbreitung von Wissen während des Mittelalters. Die Stiftsbibliothek St. Gallen, Teil des Klosters, beherbergt eine der bedeutendsten mittelalterlichen Handschriftensammlungen der Welt und ist ein wertvolles Zeugnis für das intellektuelle Erbe der Region.
Die Äbte vom St. Galler Kloster, die spirituellen und politischen Führer der Region, hatten großen Einfluss auf die Entwicklung der Stadt und der umliegenden Gebiete. Sie förderten nicht nur die Bildung und die Kultur, sondern waren auch maßgeblich an der Wirtschaft und Politik beteiligt.
Im Mittelalter wurde St. Gallen ein wichtiges Zentrum für das Textilhandwerk, insbesondere die Herstellung von Stoffen und Stickereien. Die „Stickerei“ aus St. Gallen wurde weltberühmt und trug zur wirtschaftlichen Prosperität der Stadt bei. Die erhaltenen Prachtstücke dieser Handwerkskunst können heute noch im Textilmuseum St. Gallen bewundert werden. Stars wie Michelle Obama tragen bis heute Stickereien aus St. Gallen.
Im 19. Jahrhundert erlebte St. Gallen einen weiteren kulturellen Aufschwung. Es war auch in dieser Zeit, dass die Handelshochschule St. Gallen gegründet wurde, die Vorläuferin unserer heutigen Universität. Diese Institution hat sich seitdem zu einer der renommiertesten Wirtschaftshochschulen Europas entwickelt und zieht Studierende aus der ganzen Welt an.